Historische Hintergründe und Genese:
Die sog. Meditation des Tanzes (auch „Sacred Dance“/“Sakraler Tanz“ genannt) geht auf den Tänzer, Choreographen, Ballettmeister und Universitätsdozenten Bernhard Wosien (1908 – 1986) zurück. Nach seinem Abschied vom Bühnentanz (1960) wandte er sich der Pädagogik zu und lehrte von 1965 – 1986 an der Universität Marburg im Rahmen der Erziehungswissenschaften besondere heilpädagogische Verfahren, nämlich Reigentänze als Medium der Gruppenpädagogik. Seine zusätzliche tänzerische Arbeit in Findhorn (einer Gemeinschaft im Norden Schottlands) ab 1976 inspirierte ihn zur sog. Tanz-Meditation.¹ In Findhorn begann man nämlich morgens den gemeinsamen Arbeitstag, indem man in Stille im Kreis stand, um sich einzustimmen und sich zu besinnen. Wosien spürte dabei als Tänzer „die Idee in seinem Herzen“, die Einstimmung in Bewegung – also tanzend – zu vollziehen. So entstand die Meditation in Bewegung bzw. die Meditation des Tanzes.²
Wosien hatte mehrere Schülerinnen und Schüler. Friedel Kloke-Eibl ist wohl die bedeutendste von ihnen. Denn ihr übertrug Wosien die Aufgabe, sich der Meditation des Tanzes zu widmen und sie zu entwickeln. Sie führt seit seinem Tod sein Vermächtnis fort, indem sie Tänze choreographiert (inzwischen sind es über 200!) und in ihrem „Ausbildungsinstitut Meditation des Tanzes“ vermittelt. Ihrer Inspiration, Kreativität und Schaffenskraft ist es zu verdanken, dass aus der ursprünglichen Idee auch wirklich lern- und lehrbare Tänze entstanden sind. Durch die Gründung des Fachverbandes „Meditation des Tanzes – Sacred Dance“ und die Herausgabe der Zeitschrift „Balance“ hat sie zudem wesentlich dazu beigetragen, diese Art des Tanzes einem größeren Kreis von Menschen bekannt zu machen und die intellektuelle und geistige Auseinandersetzung mit der Thematik zu fördern.
In ihrer Arbeit am Ausbildungsinstitut wird sie unterstützt durch ihre Tochter Saskia Kloke, die ebenfalls choreographiert und unterrichtet.
¹Vgl. Bernhard Wosien, Der Weg des Tänzers, Selbsterfahrung durch Bewegung, hrsg. v. Maria-Gabriele Wosien, Bergdietikon 20083, 29
²Nach mündl. Aussagen seiner Schülerin Friedel Kloke-Eibl; außerdem ebd. 116: „Als ich das erste Mal in Findhorn das Ritual der Eröffnung und zu Beginn der gemeinsamen Arbeit die Einstimmung (attunement) erlebte, kam mir die Idee, dieses Stille-Stehen in einen Weg in die Stille zu erweitern (…). Mit den Jahren kamen tausende junger Menschen (…) und tanzten miteinander diese Reigen. Sie fanden zur Meditation des Tanzes als einem Schreiten in die Stille in der ältesten Form des Kreis-Reigens.“